2017 - Ein Blick zurück:
Monat März und Anfang des Jahres allgemein:
Noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts war Joseph von Hazzi, ein bayerischer Beamter, der im Auftrag des Herzogs durch den Bayerischen Wald reiste, von den Zuständen hier entsetzt. In seinen „Statistischen Aufschlüssen über das Herzogthum Baiern“ (1801-1807) sind so manche, aus heutiger Sicht, kuriose Informationen über unsere Region zu lesen. Hazzi schrieb zum Beispiel: „Die kleinen Dörfer mit ihren kleinen hölzernen Häusern, die ganz mit Holz umringt und mit ziemlich schweren Schindeldächern belegt sind, bieten einen widerlichen Anblick dar. Alles ist mit Rindsblut schwarz angestrichen, ohne Meubeln, dazu voll Schmutz. Und dann erst der Stall! Man weiß nicht, wer hier wohl schlechter wohnt, das Vieh oder die Menschen“! So sahen mit Sicherheit auch die Häuser in Zwiesel aus.
Über die Bewohner der Region schrieb er (Auszug): „Die meisten Burschen sind wohlgewachsen. Die Weibspersonen sind groß, von starkem Körperbau und lebhaften Ansehen. Sie beginnen früh mit den Liebschaften. Die Sprache ist rauh, hart verständlich und etwas langsam. Sie sind streitsüchtig und für das Alte eigensinnig eingenommen. Außerdem sind sie abergläubisch. Sie sind gastfrei und im Handel sehr geschickt. Schläge und Gerauf verzeihen sich diese Gebirgsbewohner gern, aber Schläge aus Hochmut gegeben, werden wie Beschimpfungen nie verziehen“. (Foto hässliches Bauernhaus vorhanden)
1897 – vor 120 Jahren
Aufregung herrschte Anfang des Jahres 1897 auch in Zwiesel, denn die Hafenarbeiter in Hamburg streikten. Der schon längst erwartete Rohtabak „Brasil“ war durch den Streik nicht rechtzeitig von den Schiffen ausgeladen worden und die Vorräte in den Schnupftabakfabriken neigten sich bereits dem Ende zu. In Zwiesel gab es einst sieben Schnupftabakfabriken. Wenn der Tabak in langen Stangen aus Hamburg geliefert wurde und sich auch die Privathersteller damit eindeckten, rochen Haus und Umgebung stark nach Tabak. Ob die Zwieseler vor 120 Jahren durch den Streik Entzugserscheinungen erleiden mussten, ist in der Heimatchronik nicht notiert. (Foto Schnupfer vorhanden)
1867 – vor 150 Jahren
Vor 150 Jahren gab es in Zwiesel Anfang des Jahres so viel Schnee, dass fast alle Straßen unpassierbar waren. Als es dann in diese Schneemasse regnete, brachen viele Hausdächer ein. Auch in Regenhütte wurde die Glasschleiferei von Wilhelm Steigerwald völlig eingedrückt. Einige Personen wurden dabei schwer verletzt. In Eisenstein begrub der viele Schnee das so genannte Lohhäusl unter sich.
1912 – vor 105 Jahren
Im Jahr 1912 baute der Fabrikschreiner der Farbenglaswerke (heute Zwiesel Kristallglas) Josef Bauer in den städtischen Anlagen (Kurpark) ein Miniaturdorf aus Holz, das bei den Gästen helle Begeisterung auslöste. Die Leute kamen von weit her, um dieses Kunstwerk zu bewundern. Das Dorf bestand aus einer Kirche, einem Wirtshaus, einem Sägewerk und einer Mühle in Funktion. Durch Tunnels fuhr eine Eisenbahn. Die Bauernhäuser waren bis ins kleinste Detail nachgestellt. Das Dorfleben wurde durch Figuren dargestellt und an Fronleichnam die Prozession im Dorf gezeigt. Josef Bauer wurde nicht müde immer weiter zu bauen, bis ihn der 1. Weltkrieg stoppte. Die Umzäunung wurde von Spendern gestiftet. Der Überlieferung nach wurde das Miniaturdorf durch den großen Sturm von 1929 zerstört und nicht wieder aufgebaut (Fotos des Dorfes vorhanden).
1952 – vor 65 Jahren
Um der großen Wohnungsnot entgegenzutreten, wurde in Zwiesel die Baugenossenschaft gegründet. Sie war für die Entwicklung der Stadt von großer Bedeutung. Es entstand ein neues Stadtviertel.
Quellen:
Hazzi: „Statistische Aufschlüsse über das Herzogthum Baiern“. Bavarica, Verlag Stein 1803, www.deutsche-digitale-bibliothek.de
Schaller, Josef, Chronik Zwiesel und Umgebung, Verlag A. Maier, Zwiesel
Friedl, Paul, Heimatbuch der Waldstadt Zwiesel und des Zwieseler Winkels, 1960
Text: Marita Haller