Am oberen Stadtplatz
Das Wahrzeichen der Glasstadt Zwiesel ist die erhabene neugotische Katholische Stadtpfarrkirche St. Nikolaus (1892-1896), der „Dom des Bayerischen Waldes“. Mit ihrem 86 m hohen Turm ist sie die höchste Kirche im Bayerischen Wald und auch die höchste Kirche in der Diözese Passau. Der herausragende Kirchenbaumeister und Architekt Johann Baptist Schott (1853-1913) aus München hat sie als Teil eines markanten Dreier-Ensembles (Kloster-Mädchenschule, Kirche, Kinder- und Bewahranstalt) in roter Backsteinbauweise verwirklicht. Bei der Verwendung dieses Materials waren vermutlich auch wirtschaftliche Gründe maßgebend. Die Ziegelsteine konnten die Zwieseler notfalls vor Ort produzieren. Zur Bauzeit gehörten der Pfarrei 6703 Personen an. Eingeweiht wurde das markante Gotteshaus 1898 von Diözesanbischof Michael von Rampf, aus Passau, der beim Betreten der Kirche erstaunt ausgerufen hat: „Das ist ja keine Kirche, das ist ja ein Dom“. Sehr sehenswert sind die 19 in „königlichen Hofkunstanstalten“ bemalten Fenster, die der sonst eher schlicht gehaltenen neugotischen Kirche eine besondere Ausstrahlung verleihen. Die ersten Fenster wurden 1894 angefertigt. Weitere folgten zwischen 1909 und 1922, gespendet von Bürgern aus Zwiesel und Umgebung.
Die Kunstschreinerarbeiten und Ölmalereien im Innenraum wurden bereits ab 1894 von örtlichen Handwerksmeistern und Künstlern ausgeführt und ebenso in Münchner Werkstätten. Mittelpunkte sind der moderne Mittelaltar und der Ambo aus Ton und Keramik des Künstlers Horst Fochler. Bemerkenswert ist die lebensgroße Statue des gefesselten Heilands in der Krieger-Gedächtniskapelle, geschaffen von dem Augsburger Rokokobildhauer Ehrgott Bernhard Berndl von 1730. Wenn Sie von der Südseite kommen befindet sich in der linken Seitenkapelle die sehenswerte Pieta aus dem Jahr 1550, die ein unbekannter Meister aus dem Mondseegebiet geschaffen hat. Kostbar sind die neugotischen Kreuzwegstationen, bestehend aus 14 Holzreliefs, aus dem späten 19. Jahrhundert. Eine Leihgabe der Stadt Zwiesel ist die am rechten Choraufgang angebrachte Silber-Treibarbeit mit dem Relief des Kirchenpatrons Sankt Nikolaus, als Votivgabe um 1680 in Augsburg gefertigt.
Man betritt die Kirche über die Seiteneingänge. Der Haupteingang befindet sich an der Westseite. Er wird nur zu festlichen Anlässen geöffnet. Oberhalb dieses Eingangs ist das Ornament der Dreifaltigkeit eingefügt.
Hörenswert sind auch die großartigen Orgelkonzerte, die der Organist der tongewaltigen Eisenbarth-Orgel entlockt. Die Orgel ist dreimanualig und hat 48 klingende Register. Zu bestimmten Terminen und bei Nachfrage kann der Kirchturm bestiegen werden. Von der Turmgalerie aus haben Sie einen weiten Rundumblick auf die Glasstadt und die beeindruckende Landschaft.
Besonderheiten:
Hauptaltar: Flügelaltar von links. Mariä Verkündigung, Christi Geburt, Auferstehung, Mariä Heimsuchung;
Figuren groß: Hl. Nepomuk, Schutzpatron Hl. Nikolaus, Hl. Florian;
barocker Arme-Seelen-Altar;
Keramik Volksaltar von Horst Fochler;
Seitenaltäre von links: Marienaltar, Josefsaltar;
Hl. Nikolaus, gehämmerte Silberarbeit 17. Jh.;
achteckige Kanzel;
neugotischer Kreuzweg
Sehenswertes in unmittelbarer Nähe: Oberhalb der Stadtpfarrkirche befindet sich in der ehemaligen Kloster-Mädchenschule das neue Kulturzentrum, mit wechselnden Sonder-Schauen sowie das sehr sehenswerte Waldmuseum.
Gehen Sie noch ein paar Schritte aufwärts in Richtung Norden weiter, gelangen Sie zur barocken Bergkirche mit Rokoko-Einrichtung und sehr sehenswerten Deckengemälden von Franz Anton Rauscher.
Text und Foto: Marita Haller