Auch dieser Brauch wird im Zwieseler Winkel gepflegt – Hochburg des Wolfauslassens ist dabei der Nachbarort Rinchnach, wo jedes Jahr am 9. und 10. November hunderte Teilnehmer ein einzigartiges Spektakel aufführen.
Seinen Ursprung hat das Wolfauslassen in der Tätigkeit der Hirten, die im Frühjahr mit ihren Tieren auf die Waldweiden zogen. Kühe trugen Glocken um den Hals, um Bären und Wölfe durch das Gebimmel von der Weide fernzuhalten. Von Zeit zu Zeit schnalzte der Hirte mit seiner „Goaßl" (Viehpeitsche), um so Raubtiere abzuschrecken. Beim Viehabtrieb im Herbst haben Bauern und Knechte dagegen selbst die Glocken geläutet, um so ihrer Freude über die Rückkehr des Viehs zum Ausdruck zu bringen.
Dieser Brauch lebt bis heute fort. In Rinchnach kommen im November zahlreiche „Wölfe“ (Gruppen von Wolfsauslassern) aus den Nachbarorten zusammen. Angeführt wird jeder Wolf von einem Hirten, der mit seinem Hirtenstab den Takt angibt, nach dem die Wolfauslasser ihre bis zu 40 Kilo schweren Glocken läuten. Es entsteht ein infernalischer Lärm, der auch im weiten Umkreis zu hören ist. Dann zieht die wilde Horde von Haustür zu Haustür und sammelt Geldspenden für Speis und Trank ein. Mit der Beute kehrt man in Gasthäusern ein, wo bis in die frühen Morgenstunden die Glocken läuten. Am Abend vor Martini (Martinstag) ist dann das eigentliche große Wolfauslasser-Treffen, das mitten im Ort stattfindet. Ein absolut sehenswertes Ereignis, das Gäste aus nah und fern nach Rinchnach lockt. Diese Show sollten Sie sich auf keinen Fall entgehen lassen: Hunderte von Glocken bringen den Ort bis in den frühen Morgen zum Beben!
Streng genommen sind Rauhnächte diejenigen Winternächte, in denen in früheren Zeiten Räucherungen vorgenommen wurden. Man bezeichnet mittlerweile aber auch die zwölf Nächte zwischen dem 24. Dezember und dem Dreikönigstag so. Dieser Zeitraum ist eine Übergangszeit - daher auch die Wortschöpfung „zwischen den Jahren". In den alten Überlieferungen trieben in dieser Zeit unheilvolle Geister, Hexen und Kobolde ihr Unwesen, die Menschen lebten in Angst. Um das wilde Treiben der bösen Gesellen zu besänftigen und Böses abzuwenden, musste man sich wohl verhalten, bediente sich gleichzeitig der verschiedensten Rituale und versuchte vor allem, mit viel Lärm die bösen Kreaturen zu vertreiben. Aus den alten Überlieferungen hat sich ein in ganz Bayern weit verbreitetes Brauchtum entwickelt. Hexen und sogenannte Schraz'ln und Perchten ziehen vielerorts in furchteinflößenden Masken durch Straßen und Gassen. Heute geschieht das natürlich um die zahlreichen Zuschauer zu begeistern, die sich vor dem Ruf „heit’ is Rauhnacht" nicht mehr fürchten, sondern diesen Brauch als Aufforderung zur Teilnahme an einer schaurig-schönen Winterabend-Vorführung verstehen.