Glasstadt Zwiesel

Zwieseler Familiengeschichten

Um Mitarbeit Ihre Mitarbeit wird gebeten

Leimer`sche Vorfahren in Zwiesel

 

Die Familiengeschichte der Leimers ist auch mit der Geschichte der heutigen Weiklsäge (früher Marktmühle) in der Hafnerstadt und mit der Familiengeschichte der Jankas, Weikl, Schweikl und von Poschinger verbunden. Urkundlich nachweisbar ist eine Marktmühle mit Säge in der Hafnerstadt seit 1478/79. Besitzer war seinerzeit Michael Mulner. Von 1478 bis 1634 sind 13 Besitzer der Marktmühle verzeichnet, ehe sie der Zwieseler Bürgersohn Paul Fritscher erwarb. Von den Fritschers ging die Marktmühle im Jahr 1786 an Matthias Leimer über. Mit der Neudeckmühle (heute E-Werk, neben Haus Dötsch) war sie seinerzeit die zweite Mühle in Zwiesel. Bis zum Jahr 1546 hatten die Leineweber und Müller in Zwiesel die Pflicht das Hochgericht am Galgenhügel zu bauen.

 

Die Geschichte der Leimers in Zwiesel beginnt offiziell im Jahr 1786. Nach dieser Familie ist im neuen Baugebiet am Sonnenhügel in Zwiesel auch eine Straße benannt: Der Leimerkellerweg.

 

Am 10.5.1786 heiratete Mathias Leimer (geboren 1760), ein Müller aus Deggendorf, Anna Maria Matschilles aus Lalling, die Besitzerin der Zwieseler Marktmühle mit Sägewerk. Sie hatte die Marktmühle mit allem Zubehör von Josef und Corona Fritschner erworben, mit welchen sie verwandt war (sie war eine Cousine). Einen Sägeauftrag hatte Familie Leimer bereits 1781 erhalten, als der Zwieseler Hopfenhändler Wolfgang Luckhner im Auftrag am Schwarzen Regen für über 100 000 Gulden einen kurfürstlichen „Sagmühlbau“ mit „Gebäu“ errichten ließ (heute Gelände Hoppe Angerresidenz bis zur Langdorfer Brücke). Am 16. Mai 1786 wurde Mathias Leimer, Sohn des Müllers Anton Leimer und seiner Ehefrau Theresia aus Deggendorf, als Bürger in Zwiesel aufgenommen.

 

Am 29. Dezember 1807 ersteigerte der Marktmüller Mathias Leimer zusammen mit dem Neudeckmüller (heute Platz E-Werk, neben Druckerei Dötsch) Anton Schweikl das kurfürstliche Kuftaufel-Schneidsägewerk (Herstellung gebogene Bretter für Salzfässer) mit Gebäuden und 5 1/2 Tagewerk Grund um 6390 Gulden. 1824 teilten die beiden Müller das Sägegebäude in mehrere Abschnitte und verkauften es mit großem Gewinn weiter. Daraus entstand das benachbarte „Gebäu“ am Anger in Zwiesel.

 

Bei dem Marktbrand von 1832 gingen auch die Mühle und das Sägewerk in Flammen auf, welche damals im Besitz des Sohnes Xaver Leimer waren. 1833 wurde die Marktmühle mit Schneidsäge wiederhergestellt. Xaver Leimer erhielt 1847 die Erlaubnis zum Einbau eines zweiten Schneidganges in die Säge.

 

Aus der ersten Ehe von Mathias Leimer gingen sechs Kinder hervor, von denen vier im frühen Kindesalter starben. Nur die beiden Söhne

  • Adam Leimer (geb. ca.1788/89; gest. 05.06.1849)
  • und Franz Xaver Leimer (geb. 19.11.1791; gest.04.06.1874) wurden erwachsen, heirateten und hatten Nachkommen.

Die Müllerin Anna Maria Leimer starb bereits 1793 im Alter von nur 35 Jahren wohl im Zusammenhang mit der Geburt von Zwillingen. Diese hatten nur einen knappen Monat überlebt.

Mathias Leimer heiratete ein zweites Mal (ca. 1794; Hochzeitsmatriken sind verbrannt) und zwar Theresia Schreiner. Sie gebar ihm acht Kinder, von denen sieben im frühen Kindesalter starben; nur der Sohn

  • Nicolaus Leimer wurde 27 Jahre alt und starb ledig im Jahre 1822. 

Nach dem Tode seiner zweiten Ehefrau Theresia mit nur 41 Jahren im Jahre 1809 heiratete Mathias Leimer ein drittes Mal und zwar im Jahre 1810 Anna Maria Gstöttner, „Gastgebstochter“ aus Zwiesel. Sie gebar ihm noch zwei Kinder, wovon die Tochter mit neun Monaten starb. Der Sohn

  • Joseph Leimer, geb. 1810, war 1861 noch ledig und hatte zuhause noch das Wohnrecht.

Aus der Generation von Mathias Leimer sind somit folgende Nachkommen bekannt:

Adam Leimer, Franz Xaver Leimer und Joseph Leimer.

 

Adam Leimer:

Sein genaues Geburtsdatum ist nicht bekannt. Er war bürgerlicher Gastwirt und heiratete 1829 mit 40 Jahren die Bäckerstochter Theresia Miller. Er hatte mit ihr bereits vorehelich zwei Töchter, nämlich,

  • Katharina Leimer (geb.1814, ab 1848 verheiratet mit Tischlermeister Georg Wolf)
  • und Agatha Leimer (geb.1822, ab 1845 verheiratet mit Adam Brunner, Hufschmied am unteren Stadttor, Hausnummer 3 vor 1880, nach 1880 Nr. 5; war am 26.9.1832 abgebrannt; das Haus wurde wieder aufgebaut).

Seine Ehefrau Theresia starb noch im Jahr der Hochzeit 1829. 1830 heiratete Adam Leimer seine zweite Ehefrau, Maria Ranftl, Stieftochter des Zwieseler Marktschreibers Seider. Sie gebar am 27.09.1832

  • Sohn Adam Leimer (jun.). Adam Leimer jun. wurde Gastwirt und heiratete 1854 die Wirtstochter Katharina Bräuherr, welche ihrem Gatten zwei Töchter gebar:
  • Johanna Leimer (geb. 1855);
  • und Katharina Leimer (geb. 1856).

Der Familienname Leimer aus der Familie von Adam Leimer ist anscheinend damit ausgestorben.

 

Franz Xaver Leimer:

Franz Xaver Leimer, geboren am 19.11.1791, heiratete 1820 Maria Anna Schweikl von der Neudeckmühle (ihre jüngere Schwester Anna Maria wurde die Ehefrau von Michael Poschinger von Frauenau). Maria Anna gebar Franz Xaver Leimer acht Kinder:

  • Sein ältester Sohn Anton Leimer (geb. 03.05.1820) heiratete 1847 in Tiefenbach als angehender Müller in der Haselmühle Maria Graßl, Glashändlerstochter aus Zwiesel.
  • Tochter Anna Maria Leimer (geb. 03.08.1821) heiratete 1842 Nikolaus Schreiner. Er war Gastwirt in Schweinhütt.
  • Tochter Katharina Leimer (geb. 28.02.1823) heiratete 1845 Johann Gaschler, Hausbesitzer und Glasmacherssohn  aus Oberzwieselau.
  • Tochter Mariana Leimer (geb. 20.01.1825) blieb ledig und ist 1892 in Zwiesel verstorben.
  • Tochter Josepha Maria ( geb. 26.05.1826) heiratete 1859 Peter Stummer, Brigadier in Wasserburg.
  • Ein notgetauftes Töchterchen wurde am 12.10.1828 geboren, ist jedoch verstorben.
  • Tochter Thekla Leimer (geb. 26.03.1830) erhielt laut Übergabevertrag von 1861 von ihrem Vater Franz Xaver Leimer die Marktmühle mit allem Zubehör. Sie heiratete am selben Tag Xaver Weikl, einen Müller aus Bodenmais.
  • Sohn Johann Nepomuk Leimer (geb. 20.04.1832, gestorben 1875; zweiter Ehemann von Adelheid Schreiner, Witwe von Wolfgang Janka, verstorben 1859) wurde Brauer und heiratete 1860 die Witwe Adelheid Janka. Der erste Janka, Joseph Janka, war 1797 aus dem böhmischen Todlau bei Deschenitz nach Zwiesel gekommen, Er hatte in die Brauerei Haus Nr. 17 (Geihe, heute Bäckerei) am oberen Stadtplatz geheiratet. Sein Sohn Adam Janka erwarb seinerzeit das „Marktschreiberfeld“, heute das Grundstück „Leimer-Keller“, an der Theresienthaler Straße. Wolfgang Janka, der Sohn von Adam Janka II., baute im Jahr 1856 (also 20 Jahre nach der Gründung der Glashütte Theresienthal, die unterhalb des heutigen Leimerkellers liegt) im Marktschreiberfeld ein Kellerhaus mit Kegelbahn und Bierausschank, das heute Leimer-Keller genannte Gebäude.

Die acht Kinder von Franz Xaver Leimer aus erster Ehe sind alle im frühen Kindesalter verstorben.

Einem Johann Leimer gehörte 1871 die Brauerei Haus Nr. 17 (Geihe Haus, heute Bäckerei am oberen Stadtplatz). Er verkaufte 1871 ein Teilgrundstück am Leimer – Keller an einen Wolfgang Janka. Vielleicht war Johann Leimer als Gastwirt im Leimer-Keller der Namensgeber dieses Gebäudes.

Nach dem Tode seiner ersten Ehefrau Maria Anna im Jahre 1832 heiratete Franz Xaver Leimer 1833 die Glasmacherstochter Franziska Linsmayr von Rabenstein. Sie gebar ihm zwölf Kinder:

  • Franz Xaver Leimer jun. (geb.13.01.1834) wanderte 1857 in die USA aus
  • Ludwig Leimer (geb.24.07.1835) wanderte 1858 nach Amerika aus
  • Karl Leimer (geb.14.01.1847) wanderte 1861 in die USA aus
  • Rupert Leimer (geb.26.03.1837) ging als Brauersknecht nach Ungarn
  • Maximilian Leimer (geb.29.09.1838) wurde Theologe
  • Theresia Franziska Leimer (geb.20.04.1841) heiratete 1863 den Zinngießer Max Schink vom Anger in Zwiesel
  • Maria Franziska Leimer (geb.15.09.1844) heiratete 1871 den Schreiner Anton Schaller
  • Franziska Leimer (geb.11.05.1845), Elisabeth Leimer (geb.14.11.1845 ) und Elisabeth Leimer (die Zweite, geb.28.01.1850) starben im frühen Kindesalter. Eduard Leimer, geb.18.08.1848) verstarb 1870 im deutsch-franz. Krieg, in Orleans.
  • Wilhelm Leimer (geb.30.12.1839) wurde Tischler und heiratete 1872 die Häuslerstochter Maria Hobelsberger. Er starb 1894 in Zwiesel.

Von den 12 Kindern von Franz Xaver Leimer blieb der Familienname Leimer in Zwiesel möglicherweise lediglich durch die Nachkommen des Sohnes Wilhelm Leimer erhalten.

 

Joseph Leimer:

Josef Leimer wurde am 29.11.1810 geboren. Er war, wie oben schon erwähnt, im Jahre 1861 noch ledig. Ein Heiratseintrag konnte in Zwiesel nicht gefunden werden. Ebensowenig ein Sterbeeintrag. Er hatte offenbar einen Sohn mit Namen

  • Martin Leimer. Gemäß seinem Heiratseintrag wurde er am 11.11.1845 geboren. Seine Mutter hieß Margarethe Rambeck. Martin Leimer war Schneidergeselle und ist bereits 1879 mit 33 Jahren verstorben. Er war seit 1877 mit der Witwe Theres Bauer verheiratet.

Über weitere Nachkommen nach Joseph Leimer und Martin Leimer, die den Familiennamen Leimer weitergeben hätten, ist bisher nichts bekannt.

So bleiben also letztlich für das Weiterbestehen des Namens Leimer in Zwiesel nur die Nachkommen  von Wilhelm Leimer zu betrachten. Er hatte mit seiner Frau Maria sechs Kinder:

  • Emilia Leimer (geb.1868, verheiratete Wittmann)
  • Maria Leimer (geb.1873, verheiratete Machalitzky)
  • Theresia Leimer (geb.1876, verheiratete Lachinger)
  • Johann Nepomuk Leimer (geb.1877, gest. 1879)
  • Wilhelm Leimer (geb.1881, gest.1882)
  • und Ludwig Leimer (geb.1883; ab 1921 verheiratet mit Maria Göstl).

Hier endet der schwierige Versuch der Verfolgung des Namens Leimer bis in die heutige Zeit.

 

Nochmals zur Erinnerung:

Johann Nepomuk Leimer (geb. 20.04.1832, gestorben 1875) wurde Brauer und heiratete 1860 die Witwe Adelheid Janka (das ist möglicherweise die erste Verbindung der Leimers zur Familie Janka).

Der erste Janka, Joseph Janka, war 1797 aus dem böhmischen Todlau bei Deschenitz nach Zwiesel gekommen, Er hatte in die Brauerei Haus Nr. 17 (Geihe, heute Bäckerei) am oberen Stadtplatz geheiratet. Sein Sohn Adam Janka erwarb seinerzeit das „Marktschreiberfeld“, heute das Grundstück „Leimer-Keller“, an der Theresienthaler Straße. Wolfgang Janka, der Sohn von Adam Janka II., baute im Jahr 1856 (also 20 Jahre nach der Gründung der Glashütte Theresienthal, die unterhalb des heutigen Leimerkellers liegt) im Marktschreiberfeld ein Kellerhaus mit Kegelbahn und Bierausschank, das heute Leimer-Keller genannte Gebäude. Ab dem 30.4.1901 baute der Glashüttenherr von Theresienthal, Michael II. von Poschinger (Ehemann von Henriette, geb. Steigerwald und Sohn vom verstorbenen Michael I. Poschinger, Frauenau) den Leimer Keller in ein Wohnhaus mit Remisen (Unterstellplatz für Kutschen) und Keller um.

 

Das Leimerhaus in der Hafnerstadt Zwiesel

Das ganz aus Holz gezimmerte gut 300 Jahre alte „Leimerhaus“ in der Hafnerstadt von Zwiesel war ein historischer Zeuge des alten Marktes. Das Gebäude stand bis 1966 am Eingang zum Holzlagerplatz des Sägewerks Weikl, da, wo heute die Sägewerksgarage mit darüber gebauter Wohnung steht. Wie der Name „Hafnerstadt“ ausdrückt, war hier das Töpferhandwerk zu Hause. Aber auch Ludwig Leimer hatte seine Holzdrahthobel-Werkstatt in der Hafnerstadt.

Nach Erzählung von Ida Weber, der früheren Wirtin des Hafnerstadt-Stüberls, hat der 1987 verstorbene Glasmaler Ernst Wirth das Leimerhaus detailgetreu gezeichnet und koloriert. Die Zeichnung ist ein Dokument mit enormer Aussagekraft. Das ärmliche Haus war mit Blechresten eingedeckt. Die Wäsche hängte man zum Trocknen vor den Balkon. Die Holzstapel waren der Vorrat für das Handwerk des Holzdrahthoblers. Ein „Kutschwagerl“ ersetzte das heutige Auto.

Am 3. August 1964 kaufte der Sägewerksbesitzer Max Weikl das Leimer-Haus einer Hermine Wagner ab, die es von ihrer Mutter, Emilie Machalitzky, geborene Leimer, geerbt hatte. Im Jahr 1966 erst wurde das geschichtsträchtige Gebäude aufgrund von Baufälligkeit abgebrochen. An gleicher Stelle steht das eingangs erwähnte Garagen-Wohnhaus, das 1970 bezugsfertig war. Marita Haller

Quelle: Steckbauer Erwin, Bayerwald Bote Nr. 107, 8. Mai 2004

 

Aufruf zur Mitarbeit:

 

  • Interessant wäre es u.a. zu erfahren, was aus dem Ehepaar Ludwig Leimer - Maria Göstl geworden ist,
  • welche Leimer in dem Leimerhaus (abgebrochen) in der Hafnerstadt in den vergangenen Zeiten gewohnt haben,
  • wo der Schreiner Wilhelm Leimer mit seiner Familie gewohnt hat ("Hausbesitzer"),
  • wo Adam Leimer sen. als Gastwirt tätig war,
  • welcher Leimer dem Leimerkeller den Namen gab

und alles, was sich um die Leimers sonst noch zugetragen hat.

 

Quelle:
Günter Bauer, München (Verwandtschaft der Leimers)
Stadtarchiv Zwiesel, Fred Baran, Roland Schreder
Erwin Grauschopf: Stadt Zwiesel Heimatbuch. „…gut Holz war Zwiesels Stolz“. Flößen-Triften-Sägewerke-Holzverarbeitung-, Band 3, Morsak Verlag Grafenau, 1999, ISBN 3-87553-534-0
Erwin Steckbauer: Zwiesel war die Stadt der Sägewerke, in: Der Bayerwald-Bote vom 4. November 2010, S. 28
Josef Schaller: Chronik Zwiesel und Umgebung, Verlag A. Maier, Zwiesel, 1993

 

Bitte weitere Informationen an:
Marita Haller
Marita.haller@t-online.de

 

Stand der Recherche März 2017