Am 29.07.2018.
30 Jahre Firmenjubiläum, das ist wahrlich ein Grund sich zu treffen, sich über Vergangenes, Aktuelles und Zukünftiges zu unterhalten. 30 Jahre Firmenjubiläum, liebe Jubilarin Dr. Loew Soziale Dienstleistungen GmbH & Co. KG – kurz und stellvertretend dafür Frau Sandra Loew, ist auch ein triftiger Grund sich selbst einmal feiern und ehren zu lassen und das darf ich im Namen aller 24 Stadtratsmitglieder, der Verwaltung und aller 9.500 Bürger recht herzlich tun.
Herzliche Gratulation zum 30-jährigen
Drehen wir die Uhr um 30 Jahre zurück.
Nicht die Uhr von Dr. Loew, sondern die Uhr vom Bürgermeister Steininger. Damals als ca. 20jähriger Skilehrer für Alpin und Langlauf bekam ich einen Anruf von der Skischulleitung: „Skilehrer ausgefallen - einspringen beim Langlaufkurs einer Behindertengruppe…
… Kurz-Geschichte
Fazit: Nicht das Fernsehen oder facebook macht Inklusion, sondern der Mensch im TUN und ERLEBEN.
Warum sind wir hier? Ist das eine normale Betriebsfeier oder ist das mehr? Ja, es ist mehr!
Das Grundgesetz (1949 in Kraft getreten, also vor ca. 70 Jahren) bezeichnet unseren Staat als einen demokratischen und sozialen Bundes- und Rechtsstaat [Art.20, Art.28 GG]. Damit wird ausgedrückt, dass sich die Gesetzgebung in unserem Staat auch um soziale Gerechtigkeit und die soziale Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger zu kümmern hat, also - kurz gesagt - auch Sozialpolitik zu betreiben hat.
Mir ist das schon wichtig zu erwähnen und den Bürgerinnen und Bürgern in Erinnerung zu rufen, dass diese und andere Einrichtungen einen „Grundgesetz-Auftrag“ haben.
50 Jahre Dr. Loew Soziale Dienstleistungen in Wernberg-Köblitz - 50 Aktionen haben Sie sich für 2018 ausgedacht.
30 Jahre Dr. Loew in Zwiesel/Rabenstein, ich ermuntere Sie auch hier zu 30 Aktionen in 2018.
25-jähriges Betriebsjubiläum der Frau Angela Loew.
Sie sind nicht nur Wegbegleiterin sondern auch Macherin der Wandlung von einem kleinen Familien- zu einem familiengeführten Mittelstandsunternehmen. Sie haben allerdings auch den Wandel in der Behindertenpolitik - weg von der Fürsorge, hin zu einer umfassenden Teilhabe und Selbstbestimmung behinderter Menschen" gestaltet.
Die Firmenleitung ist nun in der vierten Generation, die weiteren Zahlen sprechen für sich: 1800 Arbeitsplätze, 1500 Bewohner, 35 Einrichtungen mit 120 Häusern, 3 davon in Zwiesel.
Fr. Sandra Loew sagte über Ihre Bewohner „Sie sind anders, doch sie gehören dazu.“
Ich darf ergänzen „Ja, das ist Inklusion“ und dazu werde ich später noch etwas sagen.
40 Bewohner im Wohnheim an der Waldesruh in Rabenstein, dem Haus in der Rastfeldstraße in Zwiesel und einem neuen Haus für zehn Menschen mit geistiger Behinderung in der Anton-Pech-Straße.
Dass Sie den Bewohnern nicht nur Unterkunft, sondern ein liebenswertes Zuhause bieten, in dem sie sich wohlfühlen und ein umsorgtes, aber auch eigenständiges Leben führen können zeigen Sie auch dahingehend in beeindruckender Weise auf, dass die Unterbringung aller Bewohner künftig in Einzelzimmern erfolgen wird.
Menschen zu integrieren, sie vom Rande der Gesellschaft in die Mitte zu holen, das ist unser aller Aufgabe. Und im Besonderen möchte ich hier die Dorfgemeinschaft Rabenstein hervorheben und als mustergültig bezeichnen.
Ganz ehrlich, dass macht einen Bürgermeister so richtig stolz zu sehen, wie Inklusion ohne Pflichtenheft und ohne Tiefenstudium des Wortes selbst, funktionieren kann. Da braucht man einfach nur einen guten Charakter und ein gutes Herz – und davon haben die Rabensteiner wahrlich viel.
Und weil wir gerade so schön beieinander sind, möchte ich bezüglich des Begriffes Inklusion in der Öffentlichkeitswahrnehmung noch etwas klarer herausarbeiten. Der Sprachgebrauch bzgl. Inklusion wird nach meinem Dafürhalten viel zu oft oder sind wir ehrlich, eigentlich nur in Verbindung mit Menschen mit Behinderung gebracht.
„Aktion Mensch“ sagt dazu: Inklusion bedeutet, dass jeder Mensch ganz natürlich dazu gehört. Egal wie du aussiehst, welche Sprache du sprichst oder ob du eine Behinderung hast. Jeder kann mitmachen.
Die Soziologie beschreibt das noch pragmatisch einfacher: „Der Begriff Inklusion beschreibt den Einschluss bzw. die Einbeziehung von Menschen in die Gesellschaft.“
Sehr verehrte Ehrengäste, wenn wir jetzt meinen, dass mit den Themen Unternehmen/Führungskraft und den Bewohnern alles gesagt sei, sind wir weit gefehlt. Fast bin ich in Versuchung zu sagen, wir haben ja noch kein Wort darüber verloren, über diejenigen, welche die ARBEIT machen. Dem Bindeglied zwischen Vorschrift und Bewohner /in, den Menschen, die die Sandwich-Position haben zwischen Effizienz, Low-Budget und dem was einen sozialen Beruf ausmachen sollte, nämlich Nächstenliebe und Empathie.
Darum gilt mein aufrichtiger Dank und Anerkennung auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die den schweren Dienst in der Betreuung und Pflege durchführen.
Danke von mir ganz persönlich, Danke im Namen der Gesellschaft.
Stellvertretend für meine Kolleginnen und Kollegen darf ich mich bei dem ehemaligen Einrichtungsleiter Helmut Bäumler und der seit 2017 neuen Einrichtungsleiterin Isolde Göstl für die ausnehmend gute Zusammenarbeit bedanken.
Und dann wären wir zum Schluss noch bei der Politik, den NGOs und allen die sonst noch Einfluss haben – dort oben, wo immer das sprichwörtliche oben auch ist. Es ist ja bald Weihnachten und darum darf ich mir etwas wünschen.
Liebe Verantwortliche, schafft endlich verträgliche Rahmenbedingungen, damit eine angemessene Anerkennung und Verdienst in den sozialen Berufen möglich ist. Das gilt im Übrigen auch für fast alle Handwerksberufe – so war es ja auch erst kürzlich vom neuen Ministerpräsidenten zu lesen „Seehofer sucht Bäcker und Metzger“.
Ich wiederhole das gerne nochmal: „Angemessene Anerkennung und angemessener Verdienst in den sozialen und handwerklichen Berufen“.
Liebe Jubilarin, Sie haben bisher Maßstäbe gesetzt und werden das in Zukunft auch weiterhin tun, davon bin ich felsenfest überzeugt. Danke – und mindestens 30 Jahre weiter so.
Stadt Zwiesel
Steininger
1. Bürgermeister