Die Stadt Zwiesel, mit 72 ha größter kommunaler Waldbesitzer im Landkreis Regen, erhält ein neues Forstbetriebsgutachten, das den aktuellen Zustand des Stadtwaldes bewertet und seine künftige Bewirtschaftung regelt.
Die Stadt Zwiesel besitzt in den Ortsteilen Zwiesel (v.a. Rotkot, Haarholz), in Rabenstein und im Lohwald (Gemarkung Lindberg) insgesamt 71,9 ha Waldflächen. Die siedlungsnah gelegenen Wälder werden intensiv für die Naherholung genutzt. Aufgrund der besonderen Bedeutung der kommunalen Wälder für die Lebensqualität der Bevölkerung schreibt das Waldgesetz den Kommunen eine vorbildliche Bewirtschaftung vor. Damit planmäßig, nachhaltig und transparent gewirtschaftet werden kann, müssen Forstbetriebsgutachten erstellt werden. Hierzu wird die gesamte Waldfläche von einem unabhängigen Forstsachverständigen begangen, der Waldzustand bewertet, die Holzvorräte und der Holzzuwachs erfasst und für jeden Waldbestand die anstehenden forstlichen Maßnahmen für die nächsten 20 Jahre geplant. Für den Stadtwald Zwiesel liegt nun das neue vom Forstsachverständigen Anton Pledlaus Regen erstellte Gutachten vor.
Erster Bürgermeister FranzXaver Steininger, Rainer Bastl von der Stadtverwaltung und Hubert Demmelbauer als Forstbeauftragter der Stadt Zwiesel erörterten zusammen mit Anton Pledl, Revierleiter Erhard Dick und Dr. Stefan Schaffner vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Regen das neue Gutachten und überzeugten sich vor Ort davon, wie sich der Wald entwickelt hat und wie er sich weiter entwickeln soll.
Der Stadtwald in Zahlen: In den vergangenen 20 Jahren wurden im Stadtwald rund 10.880 fmHolz genutzt. Damals startete man von einem Gesamtholzvorrat von 20.485 fm. Aktuell wurde ein Holzvorrat von 19.511 fmgemessen. Der Holzvorrat blieb also nahezu gleich, obwohl mächtig was los ist in den Waldbeständen. Der Nadelholzanteil sank in den zurückliegenden 20 Jahren von 93% (v.a. Fichte, Tanne und Kiefer) auf jetzt 81%. Der städtische Wald wurde also deutlich Laubbaumarten reicher. Erfreulich ist aus Sicht der Forstexperten, dass die Anteile der Buche, aufgrund ihrer Bodenpfleglichkeit auch als Mutter des Waldes bezeichnet, und der Tanne, die aufgrund ihrer Standfestigkeit das Gerüst des Bergmischwaldes bildet, stetig gestiegen sind und auch noch weiter wachsen sollen. Auf fast der Hälfte des Stadtwaldes kommt unter dem Schirm der Altbäumedurch gezieltes „Licht machen“ Naturverjüngung auf oder es werden Mischbaumarten gepflanzt. Auf fast 19 ha ist die Verjüngung bereits abgeschlossen, hier stehen Jungbäume. Behutsam wird in den Jungbeständen seltenen Mischbaumarten Platz geschaffen und auf die Stabilität und Qualität des Nachwuchses geachtet. In den verbleibenden Beständen wird durchforstet, d.h. für Mischbaumarten und für die stabilsten und qualitativ besten Bäume wird regelmäßig mehr Platz für die Kronenentwicklung geschaffen.
Naturnah wirtschaften heißt beständig auf möglichst großen Flächen einzeln bis truppweise Bäume zu schlagen.Die Forstexperten empfehlen der Stadt, den eingeschlagen Weg insbesondere in den Altbeständen fortzusetzen. Unter dem Schutz der Altbäume kommt Naturverjüngung auf, die Jungbäume wachsen aufgrund der unterschiedlichen Lichtverhältnisse nicht gleichförmig hoch und bedrängen sich nicht gegenseitig. Dadurch muss deutlich weniger gepflanzt und weniger gepflegt werden. Die Stadt spart Kosten und es entstehen lebendige, vielfältige Waldbilder. Gerade für stadtnahe Erholungswälder ist dies wichtig. Bei diesem Vorgehen bleibt auch Raum für stehendes und liegendes Totholz. Gelingen kann dies, wenn die Waldbestände mit Rückewegen und Forststraßen erschlossen sind, andernfalls entstehen Schäden an Verjüngung, Altbestand und am Boden. Voraussetzung sind auch gute Forstunternehmer mit Waldgesinnung, die auf Bestand und Boden bei ihrer Arbeit aufpassen.
Die Vermögenssubstanz des Stadtwaldes bleibt erhalten, obwohl in der Vergangenheit viel Holz gemacht wurde. Es wurde Licht für nachwachsende, artenreichere Verjüngung geschaffen und auch Holz z.B. für die Finanzierung des Dorfhauses im Ortsteil Rabenstein eingeschlagen.
In den folgenden Jahren kann die Stadt Zwiesel mit einem jährlichen Holzertrag von rund 400 fm pro Jahr rechnen. Dies entspricht einem Nutzungssatz von rund 5,6 fm pro ha. Der naturnah bewirtschaftete Wald liefert der Stadt damit beständig Erträge, er ist aber keine Sparkasse, aus der man von „Zeit zu Zeit“ hohe Beträge abheben kann.
Mit der Bewirtschaftung hat die Stadt Zwiesel die Forstverwaltung vertraglich beauftragt. Verantwortlich für die Betriebsausführung ist Herr Erhard Dick vom Forstrevier Frauenau, dem Dr. Stefan Schaffner vom AELF in Regen mit der Betriebsleitung zur Seite steht.
„Man sieht dem Wald an, mit welch großer Leidenschaft Förster Dick und seine Amtsvorgänger unseren Wald entwickelt haben“, so Steininger. Auch Hubert Demmelbauer, der als langgedienter Amtsleiter des ehemaligen Forstamtes Zwiesel bestens mit der forstlichen Planung und der praktischen Umsetzung vertraut ist, stärkt der Stadt den Rücken. „Das vorliegende Gutachten liefert eine gründliche und fachlich einwandfreie Planung, welche die richtigen Weichen stellt und auch realistisch umzusetzen ist.“ Für die Stadt Zwiesel steht fest: „Von mit Sachverstand bewirtschafteten Wäldern hat die Allgemeinheit am meisten.Es entstehen vielfältige, lebendige und naturnahe Waldbilder, in denen man gerne spazieren geht. Unser Walderwirtschaftet beständig Erträge und es werden auch alle übrigen Funktionen des Waldes erfülltund vor allem bleibt unser Wald für spätere Generationen in seiner Substanz erhalten“.