Zwiesel. Drei zentrale Stellen sind in der Verwaltung der Stadt Zwiesel gerade neu besetzt worden. Die gebürtige Zwieselerin und neue HR-Managerin Nina Liebhaber, Volljuristin Veronika Stifter wurde Leiterin des Hauptamtes sowie Verwaltungsrat Dirk Osbahr, der von der Ostsee in den Bayerischen Wald gekommen ist und im Rathaus die Leitung der Finanzverwaltung übernommen hat. Nachfolgend haben alle drei „Neuen“ im Zwieseler Rathaus einige Fragen beantwortet. Was waren die Beweggründe, sich für Zwiesel zu entscheiden? Welche Aufgaben stehen in den nächsten Wochen und Monaten an und was tun sie, um sich vom Alltag zu erholen?
Nina Liebhaber (26 Jahre) wurde in Zwiesel geboren, hat hier das Abitur gemacht und in Regensburg Volkswirtschaft studiert. Zuletzt hat sie als Personalsachbearbeiterin in Ergolding gearbeitet. Frau Liebhaber, wie hat es sich angefühlt, wieder ganz in Ihre Heimatstadt zurückzukehren?
Es ist ein schönes Gefühl, wieder in seiner gewohnten Umgebung und seinem gewohnten Umfeld zu sein. Als Familienmensch ist es natürlich umso schöner, seine Familie wieder um sich zu haben.
Die Rückkehr nach Zwiesel empfinde ich als wertvolle Begleiterscheinung infolge meines neuen Beschäftigungsverhältnisses bei der Stadt Zwiesel. Durch den Wegfall der früheren Reisezeit in die Heimat bleibt natürlich auch mehr Freizeit für schönere Dinge im Leben.
Kurz gesagt: ich bin also sehr glücklich wieder „DAHOAM“ zu sei.
Sie wurden in der Stadt Zwiesel als HR-Managerin eingestellt. Das heißt, Sie sind verantwortlich für alle Personalfragen, also auch für Einstellungen und Personalkommunikation. Was qualifiziert Sie für diese Aufgabe und wie bewerten Sie die aktuelle Situation?
Durch mein 3-jähriges Bachelor Studium der VWL lernte man natürlich alles bereits in der Theorie kennen. Während der letzten Jahre konnte ich die Theorie in der Praxis anwenden, zuletzt in der Personalabteilung eines mittelständischen Unternehmens. Hier war ich für rund 150 Mitarbeiter Ansprechpartner für sämtliche Personalangelegenheiten sowie für die Lohn- und Gehaltsabrechnung. Ich freue mich auf die neuen Herausforderungen bei der Stadt Zwiesel und sehe es als große Chance, sich sowohl persönlich als auch beruflich weiterzuentwickeln.
Welche Hauptaufgaben warten auf Sie in der nächsten Zeit?
In erster Linie bin ich für die allg. Personalverwaltung, einschl. der damit verbundenen Entgeltabrechnung zuständig. Zudem unterstütze ich bei der Besetzung der noch offenen Stellen.
Hinzu kommt die Personalführung in besonderen Verantwortungsbereichen, wie z.B. das neu eingeführte Betriebliche Wiedereingliederungsmanagement (BEM) nach Langzeiterkrankung.
Auch die vorausschauende Personalplanung sowie das Personalmanagement gehören zu meinem Aufgabenfeld.
Thema Freizeit: Was tun Sie, um „runterzukommen“?
Ich bin gerne in unserer wunderschönen Natur unterwegs, treffe mich mit Freunden oder spiele Tennis. Für mich bedeutet „runterkommen“ aber auch Zeit mit dem Freund oder der Familie zu verbringen.
Veronika Stifter (33 Jahre) wurde in Straubing geboren, hat in Deggendorf Abitur gemacht und später in Passau Rechtswissenschaften studiert. Der Bayerische Wald ist ihr also nicht fremd. Erstaunlich ist, dass sie zunächst eine Ausbildung zur Kfz-Mechatronikerin gemacht hat, bevor Sie Volljuristin wurde. Frau Stifter, ist dieser Lebenslauf nicht ungewöhnlich?
Eigentlich nicht, für mich war bereits während der Schulzeit klar, dass ich nach dem Abitur eine handwerkliche Ausbildung absolvieren möchte. Ich finde es wichtig, eine solide Berufsausbildung zu durchlaufen. Da ich die Ausbildung bei der BMW Group in Dingolfing machen durfte, lernte ich dadurch auch die Arbeitsabläufe in einem weltweit agierenden Konzern kennen.
Das Studium der Rechtswissenschaften nahm ich zwei Jahre nach Abschluss meiner Ausbildungszeit auf. Hintergrund hierfür war, dass es die Ausrichtung des Studiums ermöglicht, in vielen Bereichen zu arbeiten. Man ist durch das Studium nicht auf den einen Beruf festgelegt, sondern erhält die Möglichkeit, sich ein breit gestreutes Wissen anzueignen. Ob Wirtschaft, Justiz oder Verwaltung, es stehen einem alle Türen offen.
Als Rechtsanwältin haben Sie bisher in einer Kanzlei Mandanten betreut. Jetzt wurden Sie als Leiterin des Hauptamtes bei der Stadt Zwiesel eingestellt. Ist das nicht ungewöhnlich?
Nein, dies ist durchaus nicht ungewöhnlich. Das juristische Studium ermöglicht es mir, in verschiedenen Bereichen tätig zu werden. Die Ausbildungsinhalte umfassen insbesondere auch das Kommunal-, Bau- und Sicherheitsrecht. Die rechtlichen Grundlagen sind Voraussetzung, um meine Aufgaben als Leiterin des Hauptamtes ausfüllen zu können. Im Referendariat, welches der Jurist zur Vorbereitung des 2. Staatsexamens durchläuft, habe ich bereits im LRA Deggendorf Erfahrungen in diesem Bereich gesammelt.
Welche Hauptaufgaben stehen in der nächsten Zeit vordringlich an?
Neben der regulären Leitung des Hauptamtes warten auf mich auch einige Sonderaufgaben, wie der Ausbau der Digitalisierung im Rathaus, einige Anpassungen in der Organisation und ähnliche Arbeiten, die in letzter Zeit wegen der angespannten Personalsituation nicht erledigt werden konnten.
Was macht für Sie den Bayerischen Wald liebens- und lebenswert?
Liebenswert macht den Bayerischen Wald in jedem Fall die Herzlichkeit der Menschen. Dies habe ich bereits an meinem ersten Arbeitstag im Rathaus erfahren dürfen. Dazu muss ich sagen, dass ich das letzte Jahr im Großraum München gelebt habe. Im Gegensatz zum Leben in Oberbayern ist das Heimatgefühl der Menschen hier einfach spürbar. Lebenswert ist es hier durch die umfangreichen Freizeitmöglichkeiten. Von Wandern über Skifahren ist durch das wunderbare Landschaftsbild einfach alles möglich.
Dirk Osbahr (47 Jahre) ist von der Ostsee zu uns in den Bayerischen Wald gekommen. Unter anderem war er bereits als Kämmerer sowie als Bauamtsleiter tätig und hat die Gemeinde Schönberg an der Ostsee als Hauptamtlicher Bürgermeister (parteilos) geleitet. Herr Osbahr, von der Ostsee in den Bayerischen Wald, das sind zwei völlig unterschiedliche Regionen und wahrscheinlich auch ein anderer Menschenschlag. Haben Sie sich schon eingelebt und was sagt Ihre Familie zu dieser „Luftveränderung“?
Vor der Entscheidung über einen derart weiten Wechsel habe ich mich mit meiner Frau besprochen. Meine Frau und meine beiden jüngeren Kinder haben mich unterstützt und sind mit mir nach Zwiesel gekommen. Die beiden älteren Kinder möchten ihre Schulausbildung und Berufsausbildung in Schleswig-Holstein beenden und bleiben daher zunächst dort. Wir haben uns bewusst für Zwiesel entschieden, da es unseren Vorstellungen eines Wohn- und Lebensraumes voll entspricht. Es gibt vor Ort die wichtigste Infrastruktur, ist ländlich geprägt und hat eine tolle Natur rund herum. Darüber hinaus ist Zwiesel nicht zu groß. Großstädte gefallen uns nur für Ausflüge, aber nicht als Lebensräume. Von der Bewerbung bis zum ersten Arbeitstag vergingen gerade knapp zehn Wochen. Daher waren die letzten Wochen sehr voll gepackt. Wir haben aber mittlerweile unser Haus in Wisch (20 km östlich von Kiel an der Ostsee) verkaufen können, einen Großteil gepackt und für den Umzug vorbereitet, in Zwiesel eine Ferienwohnung bezogen und ein Haus in Zwiesel erworben. Wir wurden seit unserer Ankunft am vorletzten Freitag herzlich empfangen und kommen nun langsam an. Wir hoffen, dass wir das Haus in Zwiesel noch vor Weihnachten beziehen können und dann über die Feiertage endgültig ankommen werden. Die Zwieseler machen es uns bisher leicht, uns wohl zu fühlen. Die Kinder haben in den Schulen auch schon erste Freundschaften gefunden. Auch bayerisch verstehen wir von Tag zu Tag besser.
Sie sind der neue Leiter der Finanzverwaltung in der Stadt Zwiesel. Was qualifiziert Sie für diese Aufgabe?
Ich habe zwei Verwaltungsausbildungen absolviert und war in der Vergangenheit bereits als Kämmerer in einer Amtsverwaltung in Schleswig-Holstein tätig und habe dort die Haushalte für 17 Gemeinden, das Amt, einen Schulverband und einen Gewässerunterhaltungsverband betreut. Weiterhin war ich in verschiedenen Bereichen der Verwaltung tätig. Dazu zählen z.B. die Aufgaben als Bauamtsleiter, Projektsteuerer oder Leitender Verwaltungsbeamter eines Amtes. Insofern habe ich einen guten Überblick über viele Bereiche der Verwaltung und kenne die kommunale Haushaltsführung. Die hier eingesetzte Software kenne ich noch nicht, aber werde mich schnell einarbeiten.
Sie haben sich sicher schon einen Überblick verschafft. Welche Aufgaben stehen aus Ihrer Sicht in der nächsten Zeit vordringlich an?
Die größte Priorität liegt in der Erstellung des Haushaltes. Dabei werde ich dann auch einen guten Überblick über alles das erlangen, was in Zwiesel passiert. Insofern ist es jetzt zu früh, konkrete Ziele zu definieren, wo die Reise bei den Finanzen hingeht. Es besteht, wie in vielen Gemeinden ein erheblicher Investitionsstau, der nach und nach abgearbeitet werden muss. Hier gilt es, mit den anderen Abteilungen unter Einbindung der Fraktionen eine sinnvolle Priorität zu erarbeiten und Strategien zu entwickeln, wie die Haushaltslage entspannt werden kann. Ich freue mich darüber, dass die Stadt Zwiesel auch in diesem Jahr eine Stabilisierungshilfe in Millionenhöhe erhalten wird. Dieses hilft sehr weiter.
Sie haben sich an der Ostsee sehr für den Küstenschutz und im Tourismus engagiert. Liegt Ihnen der Bayerischer Wald auch am Herzen?
Neben den Finanzen liegen mir die Natur und auch die Kultur sehr am Herzen. Gerne bringe ich mich auch in diese Bereiche ein und versuche zu unterstützen. Der Bayerische Wald stellt genau das dar, was meine Frau und ich bisher vermisst haben. In Schleswig-Holstein waren wir aus den Wäldern genauso schnell wieder raus wie drin. Insofern freuen wir uns auf Wanderungen und Beobachtungen in der Natur. Insbesondere der Wald trägt einen wesentlichen Beitrag zur Umwandlung von CO². Daher ist er elementar wichtig für das Weltklima und muss daher unbedingt im Bestand geschützt werden.
Franz Xaver Steininger
Erster Bürgermeister
Dipl.-Bauingenieur (FH)